Graf York von Wartenburg (8. Kapitel)

 

Graf York von Wartenburg [8. Kapitel]


Des Helden Leben und Thaten.


Erzählt von

L. Würdig


Glogau.


Verlag von Carl Flemming.


VIII.


Bei Möckern, Groß-Görschen, Königswartha und Bautzen.


Mit beinahe 50 000 Mann stand Napoleons General Eugen, Vicekönig von Italien, in und um Magdeburg; desgleichen zählte die Festung Wittenberg eine 6000 Mann starke französische Besatzung. Da wagte es der Vicekönig, über Möckern und Leitzkau vorzugehen und Berlin zu bedrohen. Diese Gefahr abzuwenden, stellten sich ihm die russisch-preußischen Brigaden unter Wittgenstein in der Nähe des Städtchens M ö ck e r n heldenmütig entgegen. Yorks General Hünerbein stieß am 5. April bei Dannigkow zuerst auf den Feind. Ein hitziges Dorfgefecht entspann sich. Anfangs im Nachteil bei der Überlegenheit und der guten Stellung der Feinde, bekamen die Preußen erst Luft, als der wackere Major von Lobenthal mit zwei Bataillonen von drei Seiten zugleich in das Dorf drang. Die Truppen, aufs höchste entflammt, warfen mit dem Bajonett alles nieder und jagten den Feind in die Flucht. Gleichzeitig hatten die preußischen Generale von Bülow und von Borstell, ersterer bei Zepernick, letzterer bei Behlitz, ihre Probestücke glänzend abgelegt und die Franzosen nach kurzem Kampfe geworfen. Bei Behlitz hatte der preußische Major von Platen der <<tolle Platen,>> wie man ihn wegen seiner großen Verwegenheit nannte, mit 200 ostpreußischen Dragonern 1000 feindliche Reiter aufgerollt und vor sich her getrieben. Wittgensteins und Yorks Batterieen, die über Leitzkau heranrasselten, gaben dem fliehenden Feinde das letzte Geleit.

Das war der freudige, siegreiche Anfang des großen deutschen Freiheitskrieges; alle Herzen jauchzten auf und dankten Gott. Den braven Yorkschen Truppen war der erste Lorbeer geworden.

Leider benutze der russische Feldherr Graf Wittgenstein den errungenen Sieg und die hohe Begeisterung der Preußen nicht so, wie York es wünschte. Es war keine Einheit und Einsicht in der obersten Kriegsleitung, - das Gefecht bei Möckern ward weniger durch Wittgensteins Feldherrnklugheit, als vielmehr durch den stürmischen Mut der preußischen Soldaten gewonnen – es fehlte die rasche Entschlossenheit, jetzt, wo, wie York meinte, alles auf ein kühnes und schnelles Handeln ankam, ehe die Franzosen vom ersten Schrecken sich wieder erholten.

Am 8. April überschritt York mit seinem Corps die Elbe bei Dessau und kantonierte dann zu seinem großen Verdruß unthätig bei Köthen. Erst am 15. erhielt er den Auftrag, die Saale zu decken. Dieser Befehl rief allgemeine Freude hervor; denn jeder glaubte nun, daß man sich nach einem Lieblingsplane Yorks in den Harz werfen würde und dieser die feste Burg für die gemeinsame deutsche Erhebung werden sollte. Nachdem Major Rudolphi mit seinen westpreußischen Füsilieren Alsleben genommen hatte, stand er wieder in Gefahr, von einer heranrückenden französischen Kolonne hinausgedrängt zu werden. Da sandte York eiligst den tapfern Horn mit etlichen Bataillonen ab, und diesem gelang es, nach hartem Strauß die Stadt zu behaupten.

Als am 19. April Wittgenstein in Dessau erfuhr, daß sich die Franzosen über Erfurt und Weimar in Bewegung setzten, und die Vermutung nahe lag, Napoleon könne über die untere Elbe gehen, sich mit dem Vicekönig vereinen und dadurch Wittgenstein von dem mit 26 000 Mann in Sachsen stehenden Blücher trennen, sollte York die Stellung Köthen aufgeben und seinen Rückzug hinter die Mulde bewerkstelligen. Nur General Helfrich mit einer schwachen russischen Brigade blieb in Köthen. Also wieder rückwärts! Als man Zörbig erreicht hatte, kam die weitere Nachricht von Wittgenstein, „daß die gestrigen Gerüchte sich nicht bestätigt hätten und daß sich das Corps um Zörbig legen sollte.“

Aber die Ruhe währte nicht lange. Am 22. lief die Nachricht ein, daß der Feind mit 6000 Mann bei Bernburg und mit 1000 Mann bei Alsleben über die Saale gegangen sei. Da war hohe Gefahr für den General Helfrich in Köthen. Den Waffengefährten nicht im Stich zu lassen, brach York noch in derselben Nacht auf. Es mußte mit der größten Stille marschiert werden; es war verboten, Tabak zu rauchen und miteinander zu sprechen.

Vielleicht auf halbem Wege gab York seinem Adjutanten mit leiser Stimme den Befehl, zu den litauischen Dragonern zu reiten, sich dort ein Detachement geben zu lassen und mit diesem zu erkunden, ob die Russen noch in Köthen ständen. Als der Adjutant dem Major Platen ebenfalls leise Yorks Befehl überbrachte, rief dieser mit seiner furchtbaren Stimme in die allgemeine Stille hinein: „Von jeder Eskadron drei Mann!“ Da fuhr auch York heraus: „In des Teufels Namen, wer schreit da so gottserbärmlich?“ worauf ebenso dröhnend die Antwort kam: „Ich, der Major Platen!“ - „So halten Sie‘s Maul!“ - „Zu Befehl!“ - General Helfrich stand noch in Köthen, unbelästigt vom Feinde, der sich auf halbem Wege wieder nach Bernburg zurückgezogen hatte. Auch die Yorkschen Truppen kehrten wieder nach Zörbig zurück.

Die Streitmacht, die Napoleon Ende April wieder um sich versammelt hatte, betrug mindestens 120 000 Mann, während die Verbündeten ungefähr nur 84 000 Mann ihm entgegenstellen konnten. Dennoch aber beschloß man, einer Schlacht nicht auszuweichen. In der Leipziger Gegend zog Wittgenstein die Truppen zusammen. Hinter Kleist, der bereits mit 5000 Mann Halle besetzt hielt, rückte York mit 10 000 Mann vor. Er sandte die Brigade Horn zur Verstärkung Kleists ab und erteilte Major von Lobenthal den Befehl, mit zwei Bataillonen Ostpreußen, vier Geschützen und einer halben Schwadron Litauer Merseburg zu besetzen und die dortige Saalbrücke zu halten. Am 28. April griff Macdonald mit 10 000 Mann diese Stellung an. Trotz der Übermacht der Feinde schlugen sich die wenigen Preußen mit äußerster Tapferkeit, warfen die durch ein Gartenpförtchen in Merseburg eingedrungenen Franzosen mit dem Bajonett wieder zurück, mußten aber endlich, von allen Seiten angegriffen, selbst weichen. - Unaufhörlich vom Feinde gedrängt, zog sich Lobenthal über die Luppe zurück und erreichte in der Nacht Schkeuditz. Infolgedessen mußte auch Kleist Halle aufgeben und besetzte dann am 30. April Leipzig.

Zur Ausführung des im Hauptquartier festgestellten Planes, den heranrückenden Feind zu überfallen, war jetzt die höchste Zeit gekommen. Aber alle Bewegungen der Verbündeten gingen langsam und träge von statten, worüber York, der in zwei Kolonnen, mit der Front gegen Lützen, bei Zwenkau lagerte, äußerst mißgestimmt war. Erst in der Nacht vom 1. zum 2. Mai erhielt York Befehl, hinter dem Blücherschen Corps bei Pegau die Elbe zu überschreiten. Mit einer wahrhaft brennenden Kampfeslust harrten seine tapferen Scharen der Schlacht; jeden einzelnen erfüllte die Gewißheit zu siegen.

Wittgenstein hatte York benachrichtigen lassen, daß die Monarchen links an der Straße von Pegau des Vorbeimarsches seiner Truppen harrten. York ritt vor dem Kolbergschen Regiment her. Ehe er ganz heran war, stieg er vom Pferde, sich zu melden. Als ihn Kaiser Alexander erblickte, eilte er ihm entgegen, sagte: „Da ist ja mein lieber York!“ worauf er ihn herzlich umarmte und ihn auf die Stirn küßte. Dann erst konnte York auf den König zugehen, der ihn, die Hand militärisch an die Mütze gelegt, mit den Worten empfing: „Habe Ihnen bereits das eiserne Kreuz verliehen, sehe aber, daß Sie es noch nicht tragen.“

„Majestät,“ erwiderte York, „ich danke für die hohe Gnade; aber ich möchte das Kreuz nicht eher tragen bis es auch alle Tapferen, die ich Ew. Majestät vorgeschlagen, erhalten haben.“

„Kann doch unmöglich gleich allen das eiserne Kreuz bewilligen,“ sagte der König nicht weniger als gnädig, „haben zu viele vorgeschlagen.“

„Aber nur solche Offiziere und Soldaten,“ antwortete York freimütig, „welche sich durch die größte Tapferkeit und Todesverachtung dieser hohen Auszeichnung würdig bewiesen haben.“

Da jetzt Kaiser Alexander hinzutrat, wurde dem peinlichen Gespräch ein Ende gemacht.

In der Meinung, die Hauptmacht der Verbündeten stehe jenseits Leipzig, drängte Napoleon mit voller Kraft dahin. Kleists hartnäckiger Widerstand bei dem Dorfe Lindenau vollendete diese Täuschung. Mittags 12 Uhr, als die Aufstellung beendet war, hatten die Verbündeten nur das 40 000 Mann starke Corps Reys in den dicht am Floßgraben belegenen Dörfern Groß- und Klein-Görschen, Rahna und Caja sich gegenüber. Die Brigade Klüx eröffnete die Schlacht und erstürmte alsbald mit dem Bajonett Groß-Görschen; von der Brigade Zieten unterstützt, nahm sie auch Klein-Görschen und Rahna. Doch der Feind zog neue Scharen heran, und auch die Preußen mußten verstärkt werden. Blüchers dritte Brigade wurde dazu kommandiert; „mit wahrer Blutgier,“ sagt ein Augenzeuge, stürzte sich diese auf den Feind. Über das tapfer verteidigte Caja fiel man her, während Rahna wieder verloren ging. Da waren es die Yorkschen unter Horn, die es trotz eines entsetzlichen Eisenhagels von den umliegenden Höhen zurückeroberten, die Höhen selbst erstürmten und auch Caja nahmen. Alles ging hochbegeistert vorwärts, schon war ein Teil der Franzosen im Rückzug auf die Saale hin, nur noch e i n e Reserve, und der Sieg war den Verbündeten.

Aber diese eine Reserve der Russen kam nicht; ihre Infanterie hatte den Befehl erhalten, mit dem Vorrücken nicht zu eilen, da das Treffen sich sehr günstig gestalte.

Nach Blüchers Verwundung übernahm York den Oberbefehl über die preußischen Truppen. Zwei Dörfer, Starrsiedel zur Linken, Eisdorf zur Rechten, waren noch in des Feindes Hand. Furchtbar wütete der Kampf, Starrsiedel war zur Hälfte in preußischen, zur andern Hälfte in feindlichen Händen; Eisdorf erstürmten die Franzosen von neuem. Da warf sich Platen mit seinen Litauern auf sie, hemmte sie, und sechs russische Grenadier-Bataillone unter Eugen von Württemberg thaten nicht minder das Ihre, Eisdorf dem Feinde wieder zu entreißen.

„Wir waren im Begriff,“ sagte Yorks Bericht, „den entschiedensten Sieg zu erfechten, als gegen sieben Uhr abends plötzlich starke feindliche Kolonnen von Leipzig kommend auf Eisdorf vorrückten und unsere rechte Flanke bedrohten.“ Napoleon, durch den heftigen Kanonendonner bei Lützen aufmerksam gemacht, war schnell seinem bedrängten Marschall Rey zu Hilfe geeilt. Von den Höhen hinter Starrsiedel schleuderte er aus sechzig Feuerschlünden einen Granathagel der furchtbarsten Art auf die Verbündeten, und gleichzeitig begann auch bei Eisdorf das schwere Geschütz Tod und Verderben zu speien.

Leuchtenden Blickes hielt York nach seiner Gewohnheit auf einem höheren Punkt des Schlachtfeldes. Als die französischen Geschütze ihr furchtbares Feuer eröffneten, ließ er sein Pferd die Achte gehen. Und noch einmal erneuerte sich der furchtbare Kampf. Auf beiden Seiten wurde äußerst mutvoll gefochten, doch die Schlacht stand, und selbst eine von dem zürnenden Helden Blücher in der Nacht ausgeführte Kavallerie-Attacke war ohne Erfolg. Wittgensteins Plan, am andern Morgen die Schlacht zu erneuern, kam nicht zur Ausführung, da die russischen Munitionskolonnen noch zu weit zurück waren. Andern Tages beim Abmarsch der Verbündeten vom Schlachtfeld nach Frohberg deckte York deren Rückzug, seine Vorposten standen bei Groß-Görschen, denjenigen der Franzosen ganz nahe. Die Verbündeten betrachteten die Schlacht als eine gewonnene, York erhielt dafür von seinem Könige das eiserne Kreuz erster Klasse. Die Schlacht bei Groß-Görschen hatte den Preußen an Toten und Verwundeten 8000 Mann gekostet, unter den letzteren befand sich auch der edle Scharnhorst.

Nach fast täglichen Gefechten mit den nachdrängenden Franzosen nahmen die Verbündeten bei Bautzen wieder eine feste Stellung ein, deren rechten Flügel die Preußen, den linken die durch 12 000 Mann unter Barclay de Tolly verstärkten Russen bildeten.

Die Verbindung des über Königswartha heranrückenden Lauristonschen Corps mit Rey zu verhindern, erhielt Barclay den Auftrag, mit York und Langeron diesen Coup auszuführen.

Am 18. Mai spät abends wurde York beordert, die Richtung auf Wartha zu nehmen. Sofort brach er auf. Vom Eichberg bei Steinitz überschaute er am andern Morgen das Terrain und fand sehr bald, daß diese Höhe für das Unternehmen sehr wichtig sei. Sie ward durch zwei reitende Batterieen und einige Schwadronen Dragoner besetzt. Leider aber kam jetzt ein zweiter Befehl Barclays, demzufolge York statt über Wartha auf Johnsdorf gehen und den russischen Truppen als Reserve dienen sollte. York gehorchte mit großem Widerstreben und ließ dem russischen General melden, er werde zwar gehorchen, müsse aber bemerken, daß der Feind bereits mit großer Übermacht vor ihm stehe, ihm beim Abzug folgen und die Russen in der linken Flanke bedrohen werde. Barclays Antwort lautete: „Nun gut, so möge er die Höhen bei Königswartha bis in die Nacht behaupten.“ York kehrte sofort wieder um und bot alles mögliche auf, die erste sichere Stellung wieder zu erlangen. Aber schon hatte der Feind den Eichberg und die Aufgänge zu ihm besetzt, und es entstand nun ein mörderisches Gefecht. Lange schwankte die Entscheidung, bald war der Eichberg in preußischen, bald wieder in französischen Händen, man schlug sich truppweise, wie die Leute in den dichten Kiefernbeständen am Fuße und an den Lehnen der Höhe zusammentrafen, Mann gegen Mann, führerlos, mit Bajonetten und Kolben. Aber trotz aller Aufopferung und Tapferkeit mußten die Yorkschen weichen, „der feste preußische Wille erlag der feindlichen Kraft.“ Doch die abziehenden Kolonnen zu durchbrechen gelang dem Feinde bei allem Schieben und Drängen nicht; überall wies ihm das Heldenhäuflein die Zähne.

Am Waldsaume des Weißiger Weges war die Gefahr am größten. Der Feind hatte eine neue Angriffskolonne formiert und drang im Sturmschritt mit lautem <<v i v e l‘emepereur>> heran. York hielt mit seinem Stabe zwischen der Batterie und den Litauern. Der kaltblütige Feldherr hing nachlässig auf seinem Pferde, eine Prise zwischen den Fingern zerreibend, das Auge fest auf die anrückenden Franzosen gerichtet. Auf vielleicht 250 Schritte stutzte der Feind, während seine Spitze feuerte. Da sprach York das Wort: „Einhauen!“ und schon im nächsten Augenblick hörte man des kühnen Platen Kommando: „Mit Zügen rechts schwenkt! Marsch!“ und dahin jagten die Litauer wie ein jäher Gewittersturm. Während die letzten Züge kaum wußten wohin, war Platen mit den ersten schon mitten im Feind, „um reinen Tisch“ zu machen. Was nicht niedergehauen wurde, lief spornstreichs in den schützenden Wald und ward selbst noch hier von der Kavallerie und den Jägern verfolgt.

Nachdem Major Hiller wenige Stunden später dem Feinde eine ähnliche scharfe Lektion gegeben hatte, ließen die Franzosen, da auch die Nacht hereinbrach, vom Verfolgen ab, und York konnte nun seinen äußerst erschöpften Truppen einige Ruhe gönnen. Kaum aber, daß die Wachtfeuer angezündet waren, vernahm man in der Ferne den französischen Sturmmarsch und den Ruf: En avant! En avant! Sofort rief York mit fester, lauttönender Stimme: „Wachtfeuer aus! Infanterie Gewehr in die Hand! Kavallerie aufkandart!“ - So zur Gegenwehr fertig harrte man des Feindes. Aber er kam nicht, sondern sandte nur auf das Biwak des Generals einige Gewehrsalven. Yorks Feldjäger stürzte durch den Kopf getroffen zusammen, einige Ordonnanzen und ein Reitknecht wurden verwundet. York blieb vollkommen ruhig und furchtlos hinter dem Wachtfeuer halten, erteilte aber den Befehl, ein Bataillon in den Busch zu senden und die Hundsfötter hinauszujagen.

Ohne nun weiter belästigt zu werden, zog York mit seinen Truppen auf Bautzen zurück und rückte am 20. Mai früh fünf Uhr nach einem vierundzwanzigstündigen Marsch in die Linie, um an der schon begonnenen Schlacht teilzunehmen.

Lauristons Vereinigung mit Rey zu verhindern war durch Barclays verkehrte Anordnungen nicht möglich gewesen. Des russischen Generals Bericht über Weißig lautete: „General York sei über alles Lob erhaben.“

Von den 6000 Mann Preußen, die er in den Kampf geführt, waren aber 1500 tot und verwundet.

Der erste Tag der Bautzener Schlacht war ohne jeden Erfolg. Alle Stürme des Feindes auf die Kreckwitzer Höhen, den Schlüssel zur Stellung der Verbündeten, wurden von Blücher mit den Seinen heldenkühn abgeschlagen. Gegen fünf Uhr früh am anderen Tage erneute sich der Kampf mit großer Heftigkeit, und wiederum galten Napoleons Hauptangriffe den Kreckwitzer Höhen. Aber immer noch stand Blücher unerschütterlich fest und wies die stürmenden Franzosen immer von neuem wieder zurück. Zwischen den beiden Dörfern Preititz und Burschwitz stand Kleist als Blüchers Rückhalt, ihm zur Linken, bei Litten, York. Der Feind drängte immer heftiger. Nachdem Barclay seine Stellung auf dem Windmühlenberg von Gleina hatte aufgeben müssen und bereits auf dem Rückzug nach Baruth war, brachen die französischen Sturmkolonnen auch bei Preititz durch. Blücher, der jetzt weniger gedrängt ward, sandte sofort dem General Kleist einige Bataillone zu Hilfe. So ward Preititz von den Preußen zurückerobert. Aber nicht lange nachher nahmen es die Franzosen wieder in Besitz, erstürmten auch Kreckwitz und warfen Kleist bis auf Burschwitz zurück. Durch diese Ereignisse waren die Kreckwitzer Höhen, gegen die nun der Feind von allen Seiten machtvoll anstürmte, von Blüchers Truppen allein nicht mehr zu halten. Da sandte Blücher Boten an York, zu ihm zu eilen. York glaubte seinen Posten nicht eher verlassen zu dürfen, bevor nicht andere Truppen in seine Stelle gerückt wären, schickte aber sogleich einen Adjutanten an die Monarchen. Als dieser zurückkehrte und die Nachricht überbrachte, daß der russische General Jermoloff mit der zweiten Gardedivision so schnell wie möglich bei Litten eintreffen werde, eilte York, nur zwei Bataillone zur Deckung der Batterieen zurücklassend, durch Litten vor, Kreckwitz rechts lassend, um den Feind aus Blüchers schwer bedrohter Flanke zu werfen. Bereits über den Löbauer Bach gekommen, wurde ihm die Nachricht, daß Blücher die Kreckwitzer Höhen über Burschwitz verlassen habe. Von den Franzosen arg beschossen, eilte York wieder in die Stellung bei Litten zurück.

So endete die Schlacht bei Bautzen, in der nur 90 000 Verbündete 150 000 Franzosen gegenübergestanden hatten. Blut war in Strömen geflossen. Der Verlust auf beiden Seiten an Toten und Verwundeten betrug fast 30 000 Mann.

In gedrückter Stimmung wurde der Rückzug nach Schlesien über die Neiße und den Bober angetreten, und dann am 4. Juni zu Poischwitz ein Waffenstillstand mit Napoleon geschlossen.

Man erzählt sich, daß während des Rückzuges, der anfangs von den nachrückenden Franzosen sehr beunruhigt ward, König Friedrich Wilhelm III. dem General York in gereizter Stimmung zugerufen habe: „All diesen Wirrwarr haben Sie verschuldet!“ worauf jener sich verbeugend die Antwort gegeben: „Ich habe nach bestem Gewissen gehandelt und meinen alten Kopf Ew. Majestät zur Verfügung gestellt.“

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Legitimität seit dem 31. Juli 1914

Vougtai Spandow

Wünsch DIr was