Graf York von Wartenburg (3. Kapitel)
Graf York von Wartenburg [3. Kapitel]
Des Helden Leben und Thaten.
Erzählt von
L. Würdig
Glogau.
Verlag von Carl Flemming.
III.
Von Yorks Wiedereintritt in die preußische Armee bis zur Schlacht bei Jena.
Da man gerade jetzt in Preußen mit der Vermehrung des leichten Fußvolks vorging, wagte es York, den gestrengen König schriftlich um eine Anstellung in einem dieser Regimenter unterthänigst zu bitten. In dieser Eingabe hatte York namentlich darauf Bezug genommen, daß er auch unter dem französischen General von Souffren gedient und gar lehrreiche Erlebnisse für sich habe.
Er erhielt abschlägigen, doch nicht ungnädigen Bescheid.
Noch denselben Tag reichte York ein zweites Bittschreiben ein, in welchem er den Irrtum zu beseitigen sich bemühte, als habe er, wie es in der königlichen Antwort hieß, nur zur See gedient.
Des Königs schnell einlaufende Resolution lautete: „Bester, lieber, besonderer. Ich muß nach seinen letzten Seediensten billig Bedenken tragen, ihn bei der Infanterie wieder aufzustellen, und würde das ebensoviel sein, als wenn ein Koch wollte Tanzmeister werden. Sein sonst ihm wohlwollender, affektionierter Friedrich.“
Da trat für den zukünftigen Preußenhelden eine ungehoffte Wendung der Dinge ein: König Friedrich II. Vollendete am 17. August 1786 seine irdische Laufbahn. Schon im Mai den nächsten Jahres erfolgte Yorks Anstellung in preußischen Diensten, und zwar als Hauptmann in dem neuerrichteten von Plüskowschen Füsilierbataillon.
Nun war aller Kummer vorüber, alles Herbe und Bittere vergessen; York hatte sein Vaterland wieder und gelobte sich, fortan nur diesem seine Kräfte zu widmen, in guten und bösen Tagen treu zu ihm zu halten. In allem, was er that, zeigte sich jetzt Frische und Freudigkeit. Er war als ein ganz anderer Mensch heimgekehrt. Die Raschheit und Leidenschaftlichkeit seines Wesens war gebrochen, und an deren Stelle Gemessenheit und eine gewisse Vornehmheit getreten. Streng gegen sich selbst, übte er Strenge auch gegen seine Untergebenen. Er wußte, was er wollte. Das Ziel unverrückt im Auge habend, schreckte er nicht vor Mühen und Gefahren zurück. So bildete sich in ihm ein Charakter im vollen Sinne des Wortes aus. Dabei kalt, bitter und schroff im Umgang hat er nie nach jener soldatischen Popularität gestrebt, durch die Blücher oft so Großes erreichte, und die den „Alten“ auch im Munde und in den Liedern des Volkes unsterblich gemacht hat. York aber wollte nicht geliebt, sondern gefürchtet sein. Den „alten Isegrim“ nannten ihn später seine Soldaten, die übrigens von Achtung und Bewunderung für seinen festen Willen und seine zähe Kraft erfüllt waren, und wahr und treffend hieß es von seinem Wesen und Thun: es sei wie „scharf gehacktes Eisen.“
Yorks nunmehriger Garnisionsort ward das Städtchen Ramslau unweit Breslau. Hier begann er sofort seine Kompanie in eine für diese völlig neue Schule zu nehmen. Anstatt noch ferner der schwerfälligen und pedantischen Massentaktik zu huldigen, war er bestrebt, Füsiliere heranzubilden, die, leicht beweglich, achtsam, schlau und behende, den geboren Gebirgsjägern und achtsamen Grenzhütern ähnlich werden und im stande sein sollten, den Feind aus Busch und Gräben zu vertreiben.
Und es gelang ihm, obwohl erst nach vielen Mühen und Verdrießlichkeiten, da der alte schwache Bataillons-Chef, Major von Plüskow, grundsätzlich ein Feind jeder Neuerung war und von der Vernachlässigung oder Beseitigung des alten „gravitätischen Paradeschritts“ – 75 Schritt in der Minute – und der „genau abgemessenen Distanzen“ Preußens Untergang befürchtete.
Anders darüber dachte der Fürst von Hohenlohe, derselbe, den wir schon im ersten Kapitel kennen gelernt haben, ein Herr von hoher militärischer Begabung. Dieser, der den unangenehmen Vorfall mit York schon längst vergessen hatte, ja, dem die rasche Antwort des damals jungen Lieutenants nur zur Empfehlung desselben diente, bot als Brigadechef der sieben schlesischen Füsilierbataillone seinen ganzen Einfluß auf, damit der Hauptmann von York seinen eigenen Weg gehen konnte.
Hohenlohe, der bei seinem großen Reichtum, bei seiner Bildung und Lebenslust in Breslau eine Art militärischen Hof um sich vereinte, zog den wackeren York häufig in seinen Kreis, der allerdings nur bildend auf diesen wirken mußte. Leider aber kam York bei dem hier erforderlichen großen Aufwand und dem in dem betreffenden Kreise zur Tagesordnung gehörenden hohen Spiel bald wieder in Geldverlegenheiten. Seine zerrütteten Finanzen wieder zu ordnen, schlugen ihm seine Freude eine ältliche adlige Dame als annehmbare Partie vor. Die Aussicht war einesteils verlockend; aber York, der sein Lebensglück nicht um des schmöden Mammons willen opfern wollte, schlug das Anerbieten aus und heiratete dann einige Jahre später, aus wahrer Herzensneigung, die Tochter eines Namslauer Kaufmanns, Johanna Seidel.
Im Jahre 1792 erhielt York das Majorspatent. Der Wunsch, endlich auch einmal seine Füsiliere vom Exerzierplatz in das Kampfgetümmel zu führen und dort zu zeigen was sie in Friedenszeiten gelernt, sollte bald erfüllt werden.
Die Erhebung Polens unter Kosciuszko (1793) gab den Grund dazu. Rußland, Österreich und Preußen sandten Truppen aus, den Aufstand zu erdrücken. Auch die schlesischen Regimenter rückten ins Feld.
Am 6. Juni, nachdem tags zuvor Kosciuszko vier Meilen östlich von der Pilica die Russen geschlagen hatte, wandte er sich gegen die seine linke Flanke bedrohenden Preußen.
York, der an Stelle des erkrankten Major von Eyfsenhardt das Bataillon führte, befand sich mit demselben bei der Avantgarde. Mit wildem Ungestüm warfen sich die Polen auf ein preußisches Regiment. Dieses stutze, wich und riß dann auch Yorks Bataillon mit fort. Zornmütig fuhr York dazwischen und rief mit donnernder Stimme: „Steht, Füsiliere, steht“ Keinen Schritt weiter rückwärts!“ Diese Festigkeit und Unerschrockenheit inmitten äußerster Gefahr verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Preußen standen, schlossen ihre Glieder von neuem und stürzten nun mit gefälltem Bajonett auf die schon jubelnden Feinde. Die rasche Attacke war von solchem Erfolg, daß der linke Flügel der Polen durchbrochen ward und sich dann bald in wilder Flucht auflöste.
König Friedrich Wilhelm II., der in der Nähe gehalten und diesen glänzenden Angriff gesehen hatte, sandte sofort einen Adjutanten ab, um York wegen seiner wackern Haltung gebührend zu beloben. Doch dieser höhrte ihn kaum zu Ende- „Schaffen Sie schleunigst Kavallerie zum Nachsetzen!“ rief er, und da solche auch bald heransauste, den Fliehenden nachsetzte und vollends aufräumte, hatte der Kampf bei Szekocyn einen bedeutenden Erfolg.
Nach dieser Affaire erhielt York den Auftrag – und ein erwünschterer konnte für ihn und seine braven Füsiliere nicht kommen – die im südlichen Polen hausenden Insurgentenbanden zu bekämpfen. Da galt es auf der Hut zu sein, List gegen List anzuwenden, durch Moor, Busch und Wald dem Feinde nachzuziehen und ihn zu verderben.
Mit der Erstürmung Warschaus endigte 1794 der Krieg. York rechnete jetzt auf Avancement, aber er verrechnete sich. Ein Freiherr von Kloch, der nach Yorks Urteil „wie geschaffen für eine Kotzebuesche Komödie“ war, ward ihm nach Major Eyfsenhardts Tode vorgezogen.
Zunächst wurde nun das schmutzige Polenstädtchen Widowa Yorks Garnisionsort. Von hier kam er 1797 nach dem in dem jetzigen Masuren gelegenen Städtchen Johannisburg, wo er ein neuerrichtetes Füsilierbataillon erhielt.
In Johannisburg verlebte er viele glückliche Tage im Schoße seiner Familie und im Kreise treuer Freunde, hatte aber auch das Unglück, zwei blühende Kinder zu verlieren.
Von neuem ward hier exerziert und manövriert. Dabei war York bemüht, seine Offiziere möglichst persönlich an sich zu ziehen und dadurch eine stete innige Gemeinschaft mit ihnen zu gewinnen. „Ein Offiziercorps ist ein Orden,“ äußerte er häufig. Der Ton seines Umgangs hob und adelte auch bald den Rohesten; seine Erzählungen und Gespräche belebten den Kreis, und selbst der Einförmigkeit des Dienstes ward dadurch Reiz und Schwung gegeben.
So streng auch York auf dem Exerzierplatz war, und so sehr auch Schimpfen, Mißhandlungen und Prügeln der Leute an der Tagesordnung waren, - eine Art und Weise, die schon der humane Möllendorff im Jahre 1786 abgeschafft wissen wollte, da er in einem Parlebefehl sagte: „der König hat keine Schlingel, Canaillen, Hunde und Kroppzeug in seinen Diensten, sondern rechtschaffende Soldaten,“ - so wandte er doch nur höchst selten, und dann nur gegen schlechte Subjekte, die Prügelstrafe an. York hatte ganz andere Mittel, des Soldaten Ehrgefühl zu wecken und zu heben. Demnach kamen Desertionen bei seinem Bataillon fast gar nicht vor, und das Ausstoßen aus demselben ward bald für den Betreffenden eine wirkliche Strafe.
So wirkte York in Johannisburg segensreich fort, als im Oktober 1799 der ehrwürdige General von Brüneck die Anfrage an ihn richtete, ob er nicht gesonnen sei, den Kommandeurposten des in Mittenwalde stehenden Fußjäger-Regiments zu übernehmen. - York, der mit seiner Stellung zufrieden war und das Städtchen, in welchem er sich ein eigenes, bequemes Haus erbaut, liebgewonnen hatte, machte Einwendungen, die fast wie ein rundes „nein“ sich anhörten.
Da berief ihn unter dem 6. November 1799 eine königliche Kabinettsordre dazu, die soviel Anerkennendes seitens seines Königs, jetzt Friedrich Wilhelm III., über Yorks bisherige Thätigkeit aussprach und soviel Vertrauen in ihn setzte, daß er nun gern oder ungern „ja“ sagen mußte.
Das Mittenwalder Jägerregiment, dessen Errichtung in die Zeit des ersten schlesischen Krieges fiel, war ein ganz seltsames Corps, wie außer ihm kein ähnliches in der ganzen preußischen Armee bestand. Meist aus den Söhnen königlicher Oberförster und Förster bestehend, die hier durch den kurzen Dienst sich eine Anwartschaft auf eine spätere Versorgung in Staats- oder Stadtforsten sichern wollten, trugen die Mittenwalder Jäger gelblederne Hosen mit hohen Wasserstiefeln und führten als Waffe Seitengewehr und die lange Bajonettflinte, später erst, nach 1786, Büchse und Kartusche. Nach dem Urteil eines geistreichen Offiziers nahm sich dieses Corps wie ein alter barocker Giebel aus, den man in dem völlig neumodischen Umbau hatte stehen lassen. Exerziert wurde wenig, weil der alte Fritz gelegentlich den Wunsch geäußert hatte, daß es damit pêle mêle gehen sollte. So war auch hier bis 1786 der welthistorische preußische Paradeschritt nicht eingeführt worden, und es macht sich gar zu drollig, wenn bei der jährlichen Revue zu Potsdam diese Jäger unter den Klängen ihrer miserablen Hornmusik, kaum in Reih‘ und Glied, ohne alle Richtung an dem Könige vorüberliefen. General von Rüchel meinte von ihnen, „sie seien wie das wilde Heer, das man müsse austoben lassen.“
Dabei hatten diese wilden, wüsten Jäger gewisse Vorrechte, so zum Beispiel das pêle mêle des königlichen Herrn, die Anwartschaft auf einen Posten, und was dergleichen mehr waren. So nannten sie sich auch untereinander „Herr“ und „Er.“ -
York überraschte die Mittenwalder Jäger auf dem Sylvesterball, wo Tanz und Wein viel eher gegenseitig vermittelten. Am andern Tag gab der neue und noch junge Kommandant viel Stoff zu Gesprächen ab, und man meinte treuherzig, er werde noch viel lernen müssen, um mit dem Regiment richtig umzugehen.
In betreff des Dienstes fing der neue Kommandeur ganz von vorn an mit ihnen, so sehr sie auch anfangs dagegen protestierten. Haltung und Tritthalten mußten erst beigebracht werden. Vielen der Stabsoffiziere waren diese Neuerungen ein Greuel, und sie spürten nicht übel Lust, sich offen zu widersetzen. Aber York verstand es, diesen Trotzköpfen Zaum und Gebiß anzulegen und das Ehrgefühl der jüngeren Offiziere zu wecken. Auf die Einwendung der ältern: „Es wird kaum gehen, die Jäger werden schwer dahin zu bringen sein!“ antwortete York regelmäßig: „Wir wollen‘s versuchen, vielleicht geht‘s doch!“ Und es ging wirklich. Alte bärtige Oberjäger, die sonst den ganzen Tag wilddiebt oder gebummelt hatten, lernten jetzt Tag für Tag marschieren und exerzieren und fanden zuletzt selbst Wohlgefallen daran, das Erlernte den jüngeren Jägern wieder beizubringen.
Dabei war York vorsichtig genug, diesem „wilden Heere“ nicht alles sogenannten Vorrechte und Gerechtsame zu nehmen. So redete er sie stets „meine Herren“ an, erlaubte ihnen, die Büchse nach Art der Gefreiten im rechten Arm zu tragen, und was dergleichen Vergünstigungen mehr waren. Auf dem Marsch im Freien ließ er stets ein lustiges Stücklein blasen und gestattete dann den „Herren,“ die Büchse nach Jägerart über die Schulter oder am Riemen zu tragen.
Eine Hauptsache aber war es ihm, die Geschicklichkeit seiner Jäger für die Zwecke des Krieges auszubilden und sie daran zu gewöhnen, den weiten und sichern Schuß der Büchse möglichst ruhig und gedeckt anzubringen, zum Laden und Schießen stets Zeit und Sicherheit zu behalten und nie den Schuß übereilt abzugeben. Kurz und gut, bei dem ersten Herbstmanöver zeigte sich das Jägercorps schon bedeutend verwandelt. Der König, höchst zufrieden mit Yorks Leistungen, ernannte ihn 1800 zum Oberstlieutenant.
Mit der kriegerischen und taktischen Ausbildung der Mittenwalder Jäger ging es aber immer besser und besser; denn York verstand es, mit der Zeit eine völlig neue Waffe aus ihnen zu bilden. Bei den jährlichen Manövern trat diese eigentümliche Jägertaktik immer freier und sicherer hervor; denn York hatte auch seine Leute geübt, sich rasch über große Feldstrecken auszudehnen, die Flanken und Spitzen des Bataillons zu decken und mit der Keckheit leichter Truppen überall zur Stelle zu sein. Das 1803 in der Nähe Potsdams stattfindende Herbstmanöver zeigte diese neue Waffengattung in ihrer Vollendung. York manövrierte so vortrefflich, benutzte das schierige Terrain so gut, daß der König, der sich auf der Gegenseite befand, fast völlig umgangen ward. In Anerkennung dieser verdienste war er zum Oberst ernannt, lehnte aber den ihm zugedachten Orden pour le mêrite mit den Worten ab: „Ich bitte um die Gnade, den Orden nicht zu erhalten. Nicht einem Manöver möchte ich diese hohe Auszeichnung verdanken, sondern will mir ihn durch Heldenmut auf dem Schlachtfelde erwerben.“ - Der König war gnädig genug, ihm eine andere Belohnung zuzuwenden, indem er ihm die Revenue der Amtshauptmannschaft Neuenhagen und Freienwalde überwiesen ließ, die jährlich etwas über dreihundert Thaler betrug. Noch in demselben Jahre wurde Oberst York in die Kommission für Versuch mit Büchsen und Gewehren berufen und erhielt Gelegenheit, die Verhältnisse in Potsdam und Berlin näher kennen zu lernen. Seinem scharfen Blick entging es nicht, in welcher bedenklichen Lage sich die staatlichen Verhältnisse befanden, und in wir unsichern Händen deren Leitung war. Was er hier sah und hörte, lief nur auf den Schein hinaus, von Wesen und Wahrheit war keine Spur. Von der Vortrefflichkeit und Tüchtigkeit des Heeres war man in den leitenden Kreisen fest überzeugt, weil man ja die Dressur, welche der alte Dessauer dereinst geschaffen hatte, bis in die geringsten Kleinigkeiten ausgebildet und unausgesetzt geübt hatte. Die Offiziere besonders brüsteten sich mit dem Ruhme Friedrichs des Großen und waren in voller Sicherheit, daß das preußische Heer für einen Napoleon unüberwindlich wäre.
Unsern York, dessen Stellung noch nicht derartig war, daß er hier hätte eingreifen und helfen können, widerten diese erbärmlichen Eitelkeiten und Selbstüberschätzungen an, und gerade in diesen haltlosen Zuständen sah er den Keim zum Untergange Preußens, den jene alten Herren in der Vernachlässigung des Paradeschrittes zu erblicken meinten.
Höchst verstimmt kehrte er nach Mittenwalde zurück, wo er eine kränkliche, nervös aufgeregte Gattin vorfand, die des Gatten glänzende Stellung zwar erfreute, der es aber war, als vermöge sie, die arme, bescheidene Bürgerstochter, ihm nicht ferner zu folgen.
Yorks Ecken und Schärfen des Charakters traten in dieser Zeit immer mehr und mehr heraus, und wohl oft genug mochten die Mittenwalder Jäger darunter leiden.
Die im Jahre 1805 erfolgte Kriegserklärung Rußlands und Österreichs gegen Frankreich machte auch in Preußen Rüstungen notwendig. York erhielt Befehl, mit einem Teil seiner Jäger zu dem Corps des Herzogs von Braunschweig zu stoßen, das sich am Main zusammenzog, um Napoleon zu nötigen, auf die Vermittlung des in Waffen stehenden Preußen einzugehen.
Die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz brachte plötzlich eine neue Wendung in der preußischen Politik hervor. Anstatt jetzt die ganze Macht um so nachdrücklicher in die Wagschale zu legen, erhielten die ausgerückten Regimenter Befehl zum Rückmarsch über den Thüringerwald. Den Preußens Staatslenker, eine Haugwitz und ein Lombard, durch leere Versprechungen getäuscht, zogen es vor, sich mit Napoleon wieder auf freundschaftlichen Fuß zu setzen. Im Februar 1806 rückte York verdrossen und mürrisch wieder in seine Garnison sein. Hier ward nach wie vor geübt; aber noch gewissenhafter und strenger, um die Leistungsfähigkeit der einzelnen, wie der Gesamtheit aufs höchste zu steigern. War es doch das einzige, das er, der einzelne, der treue Patriot, in dieser Zeit, wo Preußen immer tiefere Demütigungen von Napoleon hinnehmen mußte, zu thun vermochte.
Im Frühjahr 1806 fand man den bekümmerten York oft hastigen Schritts im Garten auf und ab gehend oder gedankenvoll den Zug der Wolken betrachtend. Um Weib und Kind bekümmerte er sich wenig. Das einzige Wesen, das er noch lieb zu haben schien, war sein Kanarienvogel, dem er jeden Morgen ein Stückchen Zucker reichte. Der Schmerz um das Vaterland drohte den sonst so frischen, thatkräftigen Mann aufzureiben.
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