Der 9te November

von Germanicus


Drei Sonnen Verlag Leipzig 1921


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Einleitung.


Zum dritten Male kehrt der Tag der sogenannten „deutschen“ Revolution wieder. Mit gemischten Gefühlen wird dieser „Gedenktag“ vom deutschen Volke „gefeiert“ bzw. begangen werden. Die Sozialisten werden wie üblich die „Errungenschaften der Revolution“ feiern und über die „Segnungen ihres Verrates“ Betrachtungen anstellen. Der übrige Teil des deutschen Volkes (und das ist die Mehrheit) wird den 9. November 1918 nach wie vor als den schwärzesten Tag in unserer sonst so ehrenvollen deutschen Geschichte betrachten.

Die Wiederkehr des Revolutionstages wird erneut die Frage aufwerfen, welche Ursachen dem Dolchstoß in den Rücken unserer tapferen Armee, zugrunde gelegen haben. Unzählige Bücher, Broschüren, Flugschriften und Artikel haben in den letzten drei Jahren immer wieder versucht, die Frage zu beantworten: „Wie war es möglich, daß ein Volk, welches über vier Jahre so Unglaubliches geleistet hatte, einen so nichtswürdigen, schmählichen Verrat begehen konnte?“

Mit Berechtigung ist zwar immer wieder auf die systematische Zersetzung und Unterwühlung von seiten der Sozialdemokratie und des Judentums als Ursache hingewiesen worden, aber niemals wurde festgestellt, daß durch die bewußte Irreführung der Masse mit der Vorspiegelung einer baldigen Friedensmöglichkeit gelegentlich des Zusammenbruches Rußlands, die Enttäuschung des Volkes bei dem Ausbleiben derselben zur völligen Verbitterung werden mußte! Ziehen wir fernerhin in Betracht, daß die große, meist urteilslose Masse, bestärkt durch die übrige Hetze, schließlich daran glaubte, daß die kaiserliche Regierung nur einen Eroberungskrieg führte, dessen Ende nicht abzusehen sei, und deshalb für sie (die Masse) die Verpflichtung bestünde, den „Massenmord“ durch die Gewalt der Revolution zu beendigen, so dürften wir der wahren Ursache der Revolution um ein Bedeutendes nähergekommen sein!

Die folgenden Ausführungen sollen rein tatsachengemäß durch einen geschichtlichen Rückblick auf die Zeit vom Dezember 1917 bis November 1918 die obige Behauptung beweisen. Gleichzeitig sollen diese Ausführungen dazu angetan sein, der großen Masse, die auch heute noch zum Teil stolz darauf ist, das Volk „befreit“ zu haben, die Augen zu öffnen, wie sie von jenen gewissenlosen Volksverführern gemißbraucht, ja belogen und betrogen worden ist!

Der späteren Geschichtschreibung ist es ja vorbehalten, den wahren Wert, oder besser den Unwert der Revolution und ihre eigene Dummheit zu dokumentieren, die „Errungenschaften“ aber der Revolution kann unser Volk jedoch bereits schon jetzt am eigenen Körper spüren. Versklavt nach innen und außen, bespottet und verhöhnt von unseren Feinden, zum großen Teile arbeitslos, hungernd und frierend angesichts des hereinbrechenden Winters; sowie moralisch versumpft, das sind die Errungenschaften der Revolution für das deutsche Volk!


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Erster Teil

Vom Dezember 1917 bis 8. November 1918


I. Von der Waffenruhe bis zum Waffenstillstand im Osten.


Die Jahrtausendwende 1917/18 hatte dem kämpfenden deutschen Heere und Volke den ersten Lichtblick auf einen baldigen Abschluß des nunmehr drei Jahre überdauernden blutigen Ringens gebracht, denn der russische Koloß war infolge der revolutionären Bewegung in sich zusammengebrochen und sah in einem baldigen Friedensschluß seine einzige Rettung.

Am 3. Dezember 1917 kam es zunächst zu einer Waffenruhe im Osten und zum Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen mit Rußland. Am 5. Dezember folgte auch Rumänien, mit dem am 10. bereits der Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Schon am 15. Dezember konnte die Oberste Heeresleitung den Waffenstillstand im ganzen Osten bekanntgeben. Daß ein bedeutender Erfolg für unsere tapfere Armee einerseits, sowie für die Mittelmächte überhaupt, war, braucht nicht erst besonders hervorgehoben zu werden.

Die folgende vierte Kriegsweihnacht 1917/18 wurde deshalb mit mehr Hoffnung, aber auch mit mehr Glauben an die Weihnachtsbotschaft: „Und Friede auf Erden“ als die Feiern der vorhergehenden Kriegsjahre begangen. Auch die Oberste Heeresleitung sowie die Regierung sahen jetzt die Lage für die Mittelmächte gegenüber der Entente als günstiger denn je an, obgleich sie sich bewußt waren, daß bis zum endgültigen ehrenvollen Frieden noch ein hartes Stück Weg zurückzulegen sei. Andererseits machte schon damals die O.H.L. darauf aufmerksam, daß die im Osten errungenen Erfolge nur durch das Anspannen sämtlicher Kräfte und völliges Durchhalten im Westen zu einem ehrenvollen Frieden führen könnten!

Das deutsche Volk aber, insbesondere die große Masse, die sich nur zu leicht von augenblicklichen Stimmungen und Wünschen leiten läßt, glaubte, von einem zu großen Optimismus befangen, daß dem Zusammenbruch unserer östlichen Feinde binnen kurzem auch ein solcher unserer westlichen Feinde folgen müsse. Selbst dadurch, daß sich die Friedensverhandlungen noch bis in den März hineinzogen, ehe es zum völligen Frieden mit Rußland kam, ließ sich die große Masse unseres Volkes die allzu starken Friedensillusionen nicht rauben. Ohne zu bedenken, daß wir zunächst zur Sicherung bzw. Garantie noch große Teile im Osten besetzt halten mußten, glaubte ein großer Teil des Volkes vielmehr, daß nun der größte Teil unserer Truppen im Osten frei würde, und mit dieser Verstärkung im Westen die Entscheidung schnellstens herbeigeführt werden könne.

Diese Meinung der großen Masse erkannten nur zu bald gewissenlose Agitatoren und Zeitungsschreiber, die sich nach Kräften bemühten, diese irrige Anschauung zu stärken, damit im Falle der Enttäuschung, also wenn sich der Krieg länger ausdehne als es nach Meinung eben dieser Masse notwendig erschien, die von jenen Volksverführern längst gewünschte und schon seit 1916 vorbereitete Revolution um so eher einsetze. Wie richtig jene Volksverführer spekulierten, beweist die Novemberrevolution von 1918. Daß natürlich noch besondere Mittel angewandt werden mußten, daß die ausführenden Organe gut „geschmiert“ werden mußten, haben wir ja aus dem ergötzlichen Streit um die russischen Rubel zwischen Haase, Kohen und Joffe zur Genüge erfahren. Schon im Januar 1918 versuchten die Sozialisten durch einen in Berlin beginnenden Streik einen eventuellen deutschen Sieg zu sabotieren.

Wir sehen also daraus, wie berechtigt der Vorwurf gegenüber der Sozialdemokratie ist, daß sie die Schuld an dem Zusammenbruch trage. Wenn es auch heute einzelnen sozialistischen Parteibonzen unter den „Segnungen der Revolution“ selbst bang und schwül wird und diese versuchen, nunmehr die Schuld des Zusammenbruches auf die ehemalige kaiserliche Regierung und die Rechtsparteien abzuwälzen, so muß doch immer wieder auf die obige Tatsache hingewiesen werden. Da jedoch die Herren Genossen scheinbar schwer von Begriff und sonstigen vernünftigen Argumenten nicht immer zugänglich sind, dürfte vielleicht der geschichtliche Rückblick genügen, die große Lüge der jüdisch-sozialistischen Hasardeure und den großen Betrug der Novemberrevolution mit seiner ganzen Schamlosigkeit bloßzulegen!



II. Der Januarstreik 1918.


Die Erfolge der Mittelmächte im Osten machten zunächst ihren Einfluß auf unsere Armee in moralischer Hinsicht geltend. Der Kampfesmut unserer Truppen machte sich unmittelbar in Erfolgen an der Westfront sowie an der italienischen Front bemerkbar. Schon am Tage nach Bekanntgabe der Waffenruhe im Osten, also am 6. Dezember 1917, meldete der Heeresbericht den Rückzug der Engländer bei Cambrai, der für die deutsche Armee einen Geländegewinn von 40 Kilometer darstellte. Weitere Erfolge waren im Dezember 1917 fast an jedem Tage zu verzeichnen, besonders erwähnt sei die Erstürmung des italienischen Brückenkopfes an der Piave vom 10. Dezember 1917. Diese Erfolge steigerten sich von Tag zu Tag auch im Januar des Jahres.

Trotz dieser Fortschritte an der Westfront, die uns, wenn auch langsam, aber sicher, wenigstens einem ehrenvollen Frieden zugeführt hätten, hielt es die U.S.P. für angebracht, durch einen inszenierten Streik die für die Armee so dringend benötigte Munitionszufuhr zu unterbinden, also in Frage zu stellen und dadurch zum Dolchstoß in den Rücken der Armee auszuholen.

Unserem damaligen Reichskanzler, dem Grafen Hertling, sei es zur Ehre angerechnet, daß er durch rücksichtsloses Eingreifen den Januarstreik gleich im Keime unterdrückt hat. Wäre Hertling wie sein prinzlicher Nachfolger aus Angst vor der Straße desertiert oder hätte er sich auf Verhandlungen mit jenen Hochverrätern eingelassen, dann hätten wir das ekelerregende Bild des roten Demokratenwahnsinns schon damals gehabt. Dadurch aber, daß die Regierung gleich im Anfange rücksichtslos durchgriff, war der erste Anhieb der Volksverführer zum Scheitern verurteilt. Dieser Umstand müßte, sofern das Kabinett des Prinzen Max auch nur den leisesten Anspruch auf persönliche Ehre erhebt,, den Mitgliedern der letzten kaiserlichen Regierung, die entweder tatenlos dem verbrecherischen Treiben des Novemberpöbels zusahen oder gleich zu Beginn des Aufstandes desertierten (Prinz Max), die Schamröte ins Gesicht treiben. Zum mindesten hätte diese „Volksregierung“ aus der Haltung der Regierung Hertling im Januar 1918 lernen können, wenn sie, ihrer Geistesverfassung nach, heute aus Unkenntnis der damaligen Lage heraus auf mildernde Umstände plädieren will! Nach dreijähriger Erfahrung mit solchen „Volks“-regierungen brauchen wir uns allerdings über die Haltung des prinzlichen Kabinetts nicht zu wundern, denn eine Regierung ohne Geist wird wohl niemals in der Lage sein, die Folgen ihrer Handlungen zu ermessen! Es trifft eben nicht immer zu, daß „wenn Gott ein Amt gibt, er gleichzeitig auch den Verstand dazu gibt“. Noch viel weniger trifft dies auf die Revolutionsmachthaber zu, die ihre Ämter zwar nicht von Gott erhielten, sondern sich selbst anmaßten, nachdem sie durch Hochverrat ihr Befähigungszeugnis zum „Regieren“ beigebracht hatten!



III. Vom Waffenstillstand zum Frieden im Osten.


Die kraftvolle Unterbindung des im vorigen Kapitel erwähnten „Aufstandes zur Herbeiführung eines sofortigen demokratischen Friedens“ zeigte sich zunächst in einem stetigen Fortschritte unserer Armee an der West- bzw. Südfront.

Daß seinerzeit die Generalstreikler fast ausnahmslos den Waffenrock anziehen mußten, mag vom Standpunkte der damaligen Regierung aus vielleicht nicht ganz unrichtig, mindestens aber gut gemeint gewesen sein, andererseits aber ist durch dieses Verfahren der späteren Revolution nur Vorschub geleistet worden. Die damalige Regierung hätte dies nur tun dürfen, wenn sie sich genau bewußt war, in jedem Falle Herr der Lage zu sein, oder aber wenn sie gewillt war,jegliche Meutereien mit rücksichtslosesten Mitteln zu begegnen. Die Aussagen des unabhängigen Arbeiterratsmitglieds Vater in Magdeburg haben ja inzwischen bewiesen, daß die organisierten Landesverräter die Einziehung der Generalstreikler jubelnd begrüßten, weil sie sich bewußt waren, daß sie dadurch die im Innern des Landes begonnene Maulwurfsarbeit in der Armee beenden konnten, daß dies also den Anfang vom Ende bedeute! Vater hat mit dieser Aussage den Fehlgriff der damaligen Regierung also dokumentiert.

Wie die O.H.L. ganz richtig vorausgesehen hatte, zogen sich die Friedensverhandlungen im Osten ganz gewaltig hin, so daß die Heeresleitung an größere Truppenverschiebungen nach dem Westen vorerst noch nicht denken konnte. Außer einigen durch den Waffenstillstand freigewordenen Divisionsreserven konnten der kämpfenden Westfront keine weiteren Truppen überwiesen werden. Dies war um so weniger möglich, als die Friedensunterhändler wiederholt ins Stocken gerieten, ja öfters sogar zu scheitern drohten. Das Haupt der russischen Friedensdelegation, der Jude Trotzki (eigentlich Braunstein), hatte die Friedensverhandlungen nur eingeleitet um die russische Armee zu reorganisieren und nach einer entsprechenden Erholungspause mit frischen Kräften gegen Deutschland vorzugehen. Dieser durch die Verschleppungstaktik Trotzkis nur zu offensichtliche Plan scheiterte aber an der Wachsamkeit unserer O.H.L. Bei dem ersten Versuche, die Verhandlungen ins Uferlose zu verschleppen, wurden dieselben von deutscher Seite kurzerhand abgebrochen. In der Zwischenpause kam am 9. Februar 1918 der Friedensschluß zwischen dem Vierbund und der Ukraine zustande. Am 10. Februar erklärte Trotzki unter Verzicht auf einen formellen Friedensvertrag den Kriegszustand zwischen Rußland und dem Vierbund für beendet. Ohne jedoch von dieser Erklärung nur die geringste Notiz zu nehmen, wurde nach Ablauf des russischen Waffenstillstandes der Vormarsch nach Rußland wieder aufgenommen. Am 18. Februar wurde die Düna kampflos erreicht. Im Verlauf der nächsten Tage wurde Dünaburg und Luck besetzt, der Vormarsch auf Rowno fortgesetzt, sowie deutsche Truppen in Estland gelandet.

Als die russischen Volkskommissare sahen, daß Deutschland nicht mit sich spaßen ließ, stimmten sie dem Brest-Litosker Frieden zu, am 25. Februar wurden dann die Friedensbedingungen angenommen, und am 3. März kam es nun zum Friedensschlusse, der am 18. März durch den allrussischen Kongreß in Moskau ratifiziert wurde. In ähnlicher Weise wie Rußland versuchte auch Rumänien den Vierbund um die Früchte seines Sieges zu bringen. Auch hier mußte am 3. März der Waffenstillstand erst gekündigt werden, ehe sich Rumänien zur Annahme unserer Bedingungen bequemte. Erst am 5. März konnte der Vorfriede mit Rumänien in Schloß Bustra unterzeichnet werden. Mit Finnland kam es dann bereits am 7. März zum Frieden.



IV. Die Märzoffensive 1918.


Nachdem die O.H.L. infolge des Zustandekommens des Friedens im Osten weiter disponieren konnte, konnte sie auch den längst vorbereiteten Angriff größeren Stils im Westen verwirklichen. Besonders zu beachten ist jedoch, daß nach Lage der Dinge, wie schon hervorgehoben, immerhin nur ein verhältnismäßig kleiner Teil an Truppen nach dem Westen überwiesen werden konnte, daß also der Glaube, der Friedensschluß im Osten müsse unbedingt sofort die Entscheidung im Westen herbeiführen, ein irriger gewesen ist.

Trotz alledem konnten wir aber von Beginn der deutschen Offensive an im Westen (21. März 1918) ein elementares Fortschreiten beobachten. Das Vordringen der deutschen Truppen war unter Berücksichtigung der Kräfteverhältnisse gegenüber der Entente ein so gewaltiges, daß selbst in den Reihen der feindlichen Staatsmänner ein gewisses Gefühl der Furcht zum Vorschein kam.

Die bereits genannte Offensive, die allerdings bei entsprechendem Kriegsglück zur Entscheidungsschlacht führen sollte, zeigt auf jeden Fall klar und deutlich, daß die Kraft der deutschen Armee ganz und gar nicht gebrochen, weil eher bedeutend gestärkt war.

Es soll hier nicht untersucht werden, inwieweit der zersetzende Geist, den die im Waffenrock steckenden unabhängigen Agitatoren in die Armee trugen, Schuld daran war, daß die kraftvoll begonnene Offensive plötzlich ins Stocken geriet, daß wir immer mehr in die Verteidigung gedrängt wurden. Ganz gewiß muß beobachtet werden, daß, wie schon früher angeführt, unser Kräfteverhältnis zu dem feindlichen ein bedeutendes Minus aufwies. Ziehen wir aber in Betracht, daß wir uns fast in sämtlichen vorangegangenen Kriegsjahren in eben demselben Verhältnis befanden, aber dennoch meist als Sieger hervorgingen, so scheint es nicht unberechtigt, das Scheitern dieser Offensive als die erste Folge der revolutionären Maulwurfsarbeit zu kennzeichnen. Zu der Überzeugung, daß bereits die Märzoffensive 1918, wenigstens zum Teil, durch die revolutionäre Maulwurfsarbeit zum Scheitern verurteilt war, gelangen wir auch, wenn wir uns den bereits wiederholt von sozialistischer und demokratischer Seite öffentlich zum Ausdruck gebrachten Willen, nicht zu siegen, ins Gedächtnis zurückrufen. So schrieb z.B. der jetzige Wiederaufbauminister, Herr Walter Rathenau (ein besonderer einstiger Günstling Wilhelms II.) u.a.: Wenn Wilhelm II. Mit seinen Paladinen siegreich durchs Brandenburger Tor schritte, dann hätte die Weltgeschichte ihren Sinn verloren.“ Ferner sei an den Ausspruch von Professor Delbrück (einer der bekanntesten Alldeutschentöter) vom Oktober 1909 erinnert, in dem er unter anderem sagte: „Das größte Unglück, was Deutschland treffen könnte, wäre ein Sieg über England!“

Daß sich übrigens, wie im folgenden Satze näher ausgeführt wird, die Demokraten in bezug auf diese Gesinnungslumperei im trauten Verein mit ihren roten Geschwistern befunden haben, mag folgendes Schandgedicht, das anläßlich der Ratifikation des Versailler Friedensvertrages im Januar 1920 im „Vorwärts“ veröffentlicht wurde, beweisen. Der literarische Schmierfink schrieb, ohne zu erröten, folgendes:

„Stellt auf den Tisch, die duftenden Refeden.

Vertreter Deutschlands, Lersner, tritt herbeiführe

Und laßt uns wieder von der Liebe reden -

Wie einst im Mai.

Auch damals ging ein Kaiser in die Binsen.

Noch heute gilt die schöne Melodei

Vom Recht nicht mehr als eine Schüssel Linsen -

Wie einst im Mai.

Spürt ihr es jetzt, was einmal wir empfunden?

Der deutsche Traum, er ist nun mal vorbei!

Erst habt ihr uns, jetzt werdet ihr geschunden -

Wie einst im Mai!“


Fügen wir diesen Blütenlesen jüdisch-demokratischer Gesinnung noch die Äußerungen der sozialistischen Parteibonzen hinzu, in denen dem Volk erzählt wurde, daß nach einem deutschen Siege die Ära der russischen Knutenregierung in Deutschland ihre Auferstehung feiere, und die Aussprüche des Unabhängigen Haase vom Jahre 1914: „Wir werden die Armee untergraben, um die Weltrevolution in Gang zu bringen“, sowie die Vorwärtsnotiz vom 20. Oktober 1918: „Deutschland soll – das ist unser fester Wille – seine Kriegsflagge für immer streichen, ohne sie das letztemal siegreich heimgebracht zu haben,“ dann kommt man wohl zu dem Schlusse, daß außer der feindlichen Übermacht, gelinde gesagt, die sozialistisch-demokratische Mießmacherei zum mindesten einen großen Teil Schuld an dem Scheitern der Märzoffensive trug.

Das strategische Ziel der Märzoffensive war Amiens. Durch die angeführten Gründe konnte aber leider dieses Ziel nicht erreicht werden.

Wenn heute von berufener, aber mehr noch unberufener Seite dem damaligen Generalquartiermeister Ludendorff der Vorwurf gemacht wird, sein Vorgehen sei ein strategischer Fehler gewesen, so mist das eine unerhörte Anmaßung, gepaart mit einer Portion Dummheit. In einer Broschüre „Ludedorffs Schuld an der militärischen Katastrophe“ macht der frühere Stabsarzt vom Reservelazarett Rastatt, Dr. Karl Lehmann, dem General Ludendorff gegenüber aus seiner Broschüre hervorgeht, auch über ein gewisses Maß von strategischem Talent verfügen, so zeugt doch diese, im Jahre 1920 herausgegebene Schrift von einer völligen Unkenntnis der politischen Machenschaften. Hätte Herr Dr. Lehmann es für der Mühe Wert gehalten, sich während des Krieges auch nur ein klein wenig um die Psyche unserer Sozialdemokratie und deren Gefolgschaft zu kümmern, so hätte er ganz gewiß nicht u.a. geschrieben:

„Der 4. April mußte für ihn (Ludendorff) Umkehr bedeuten – keine Angriffe mehr – jetzt straffe Verteidigung – delikate Anbahnung diplomatischer Verhandlungen.

Damals hatte er noch das Friedensinstrument, ein schlagfertiges Heer, in der Hand. (Stimmt genau, dieses „Friedensinstrument“ hat aber erst der prinzliche Reichskanzler durch seine Desertion der O.H.L. aus der Hand geschlagen, daran ist doch aber Ludendorff nicht schuld! D. V.)

Verständige Aufklärung und Propaganda für den Frieden hätten das Volk geeint und hochgehalten.“

Diese Ausführungen sind ein Beweis dafür, daß der Schreiber obiger Zeilen absolut nicht politisch auf der Höhe war. Wir haben uns doch während des Krieges, vor allen Dingen seit der Friedensresolution vom 19. Juli 1917, über keinen Mangel an Friedenspropaganda zu beklagen gehabt, im Gegenteil! Die Vergangenheit weist aber mit einer gewissen Ironie darauf hin, daß die Friedensbereitschaft des deutschen Volkes von unseren Feinden systematisch als Schwäche ausgelegt wurde, hat diese Friedenspropaganda nicht, wie Dr. Lehmann meint, geeint, wohl aber kampfesmüde gemacht. Daraus können wir ersehen, daß die Logik des „Strategen“ Lehmann nicht nur recht schwach war, sondern ihn beim Niederschreiben der erwähnten Zeilen gänzlich verlassen zu haben scheint.Sofern man sich überhaupt erlaubt, an den Maßnahmen Ludendorffs zu kritisieren, um ihm menschliche Schwächen von solcher Tragweite nachzuweisen, sollte man sich wenigstens über jeden einzelnen Satz gründlich Rechenschaft ablegen, damit man nicht in die unangenehme Lage kommt, die Quittung für ein derartiges Vorgehen in Gestalt des Sprichworts: „Tadeln kann jeder, mach‘s besser, Peter“, zu erhalten.

Bis zum 29. März war es der deutschen Armee geglückt, sich über die englische Linie Arras – La Fere in den Besitz von Bapaume, Albert und Montdidier zu setzen, am 30. wurde Braumont und Mezieres genommen. Bis zum 4. April dauerten diese Fortschritte an. Noch am 12. April konnte der Heeresbericht von der Einnahme von Armentieres und Merville berichten. Verfolgen wir den Heeresbericht vom April 1918, so sehen wir, daß die heldenmütigen Kämpfe, wenn allerdings auch unter starken Verlusten, uns stetig neue Erfolge brachten. Mit der Erreichung des Kemmel fand die große Frühjahrsoffensive von 1918 ihr vorläufiges Ende, von da ab trugen die Kämpfe mehr den Charakter der Verteidigung.

Den größten Verlust hatte im April 1918 nicht nur die deutsche Armee, sondern das gesamte deutsche Volk zu erleiden, als am 21. April in einem Fliegerkampf der Rittmeister Freiherr von Richthofen den Heldentod fand.



V. Die französische Gegenoffensive.


Es ist selbstverständlich ausgeschlossen, im Rahmen dieser kleinen Schrift die gewaltigen Leistungen seit Beginn der deutschen Offensive auch nur einigermaßen gebührend zu würdigen. Diese Aufgabe bleibt der späteren Geschichtschreibung überlassen. Nur an einiges sei der freundliche Leser kurz erinnert, z.B. daran, was für eine unvergleichliche Heldentat die Erstürmung des Kemmel gewesen ist. Wieviel kostbares deutsches Blut klebt an diesem Namen, habt Ihr verstanden, was es heißt, inmitten der einschlagenden Granaten todesverachtend dem Ziele zuzustreben?! Wieviel Heldentum offenbarte in jenen Tagen unsere tapfere Armee! Ferner sei auch noch kurz darauf hingewiesen, daß die sich aus der Offensive ergebenden Verteidigungskämpfe nicht minder große Heldentaten und Opfer erforderten.

Noch schwieriger aber wurde die Situation bei Beginn der französischen Gegenoffensive am 19. Juni 1918. Die mit einem ungeheuren Aufgebot von Tanks eingesetzte Offensive zwang naturgemäß unsere Armee zur Zurücknahme der Truppen auf das nördliche Marneufer. Die Übermacht unserer Feinde und ihrer technischen Hilfsmittel sowie die angedeutete Zersetzung im eigenen Heere zwang außerdem die Heeresleitung zu einer strategischen Zurücknahme unserer Stellungen, die am 3. August auf dem Ostufer der Avre und des Donbaches, sowie auf den nördlichen Vesleufer ihren vorläufigen Abschluß fand. Die sich am 7. August anschließenden englischen Gegenangriffe südlich der Straße Bray – Corbie brachen in sich zusammen, ebenfalls die englischen Teilvorstöße beiderseits der Lys am folgenden Tage. Dies ist ein Beweis dafür, daß die deutsche Armee, wenn der Siegeswille in allen Teilen vorhanden gewesen wäre, wenigstens in der Verteidigung unüberwindlich war!

Die französischen und englischen Angriffe an der Westfront nötigten die Heeresleitung auch weiterhin zu einer Zurücknahme unserer Stellungen bald auf diesem, bald auf jenem Flügel. Wenn späterhin die Novemberhelden sich bewogen fühlten, zu ihrer Rechtfertigung auf das damalige fortgesetzte Zurückweichen unserer Armee hinzuweisen und daraus die Folgerung zogen, daß der militärische Zusammenbruch auch ohne Revolution vor sich gegangen wäre, so ist das ebenso unwahr als unrichtig. Durch die übereinstimenden Aussagen höherer technischer Offiziere ist einwandfrei nachgewiesen worden, daß 1. einmal das Zurückweichen seit Einsetzen der übermächtigen feindlichen Angriffe niemals ein Zeichen von Schwäche bedeutet habe, daß dieser Rückzug aber, um unnütze Opfer zu vermeiden, notwendig war. Zweitens weisen diese Aussagen nachdrücklich darauf hin, daß wenn die Kampfkraft unserer Armee durch die Revolution nicht sabotiert worden wäre, ein Ausharren in der neuzeitlich ausgebauten und befestigten Rückzugslinie (bei Metz) sehr wohl möglich gewesen wäre, und daß sich unsere Feinde an diesen Stellungen verblutet hätten.

Der weitere Verlauf der Augustkämpfe zeigte denn auch durchweg, daß die Kampfkraft unserer Truppe, abgesehen von den sozialistischen Maulwürfen in der Armee, im Vergleich zu den vorangegangenen Kriegsjahren nicht ein Atom nachgelassen hatte. Berücksichtigt man dabei den gewaltigen Unterschied der numerischen Überlegenheit unserer Feinde sowie deren Überzahl an Tanks usw., so kommt man weit eher zu dem Schlusse, daß die Kampfkraft im Sommer 1918 vielmehr gestiegen war!

Wie sehr berechtigt der Vorwurf gegen die Sozialdemokratie von dem „Dolchstoß in den Rücken unserer Armee“ ist, und wie berechtigt fernerhin die Annahme ist, daß das Scheitern unserer Märzoffensive und die sich daraus ergebenden Ereignisse der sozialistischen Wühlarbeit zur Last legen sind, kommt in Ludendorffs Erinnerungen in folgendem Satze zum Ausdruck, in dem er resigniert sagt: „Mit dem Eintreffen des Jahrgangs 1899 in den Rekrutendepots begannen die Klagen über diesen Ersatz und seine moralische Verfassung. Es fiel auch auf, über wie große Geldmittel viele dieser Rekruten verfügten.“

Zum Schlusse sei als weiterer Beweis dafür, daß die deutsche Armee nach wie vor leistungsfähig war, darauf hingewiesen, daß auch der großangelegte Durchbruchsversuch der Engländer am 31. August 1918 südöstlich Arras schon in seiner Entwicklung in sich zusammenbrach. Wenn man heute, nach Beendigung des blutigen Ringens, einen Rückblick auf die damaligen Leistungen unserer Truppen hält, dann erscheint es einem allerdings unverständlich, wie das deutsche Volk nach solch gewaltigen Leistungen einen solchen Verrat zulassen konnte. Auf jeden Fall ist es das Tragische, daß der höchsten Glanzleistung, deren überhaupt ein Volk fähig ist und fähig war seit Menschengedenken, die schamloseste Selbsterniedrigung folgte.



VI. Der Zusammenbruch unserer Verbündeten.


Zur Beschönigung ihrer Wahnsinnstat weisen die Novemberdunkelmänner und deren Gefolgschaft des öfteren auch auf den vorzeitigen Zusammenbruch unserer Verbündeten hin. Trotzdem ist dieser Hinweis absolut nicht stichhaltig. Schon kurz nach Kriegsausbruch war es ein offenes Geheimnis, das sich im Laufe der Zeit immer mehr bestätigte, daß die Hilfe unserer Bundesgenossen eine äußerst wertlose war, ja daß wir immer öfter zu Hilfeleistungen für unsere Kampfgenossen herangezogen wurden. Geschichtlich wird es dermaleinst festgestellt werden, daß unsere Verbündeten ohne die entscheidende Hilfe der Deutschen fast sämtlich schon im ersten, höchstwahrscheinlich aber im zweiten Kriegsjahre zusammengebrochen wären.

Diese Tatsache, müßte eigentlich auch dem dümmsten Revolutionär, sogar Herrn Philipp Scheidemann, bekannt sein! Im Weltkriege gab es doch keine Front, wo nicht der deutsche Reservist, Landwehr- oder Landsturmmann oder gar der deutsche aktive Soldat gestanden haben. Deren Einfluß und dem Einfluß der deutschen Offiziere sind z. B. die entscheidenden Siege am Isonzo, an der Plave, in Mazedonien usw. zuzuschreiben gewesen. Hätten wir uns auf unsere Bundesgenossen verlassen und an unserer deutschen Front über diese Kräfte verfügen können, so wäre entschieden die Entscheidung im Westen zu unseren Gunsten ausgefallen. Bedenken wir fernerhin, daß insbesondere Österreich außer dieser wertvollen Unterstützung an Truppen auch noch dauernd Lebensmittel von uns forderte, abgesehen von den verschiedenen Rohmaterialien, so wird wohl auch der Denkfaulste zu der Überzeugung gelangen, daß die „sogenannte“ Hilfe unserer Bundesgenossen gar keine „Hilfe“, weit mehr eine drückende Last für uns war.

Bis zum Ableben Kaiser Franz Josephs bemühte sich Österreich wenigstens die von Deutschland gewährte Unterstützung zu würdigen. Das wurde jedoch unter Karl dem Kläglichen anders. Ganz abgesehen von den sogenannten „Friedensbemühungen“, die in der Preisgabe Elsaß-Lothringens, hinter dem Rücken Deutschlands, gipfelten, sei auf das merkwürdige Verhalten der k. u. k. Truppen hingewiesen, die ihre Transportzüge mit der für einen Bundesgenossen merkwürdigen Inschrift zierten: „Wir kämpfen nicht für Freiheit und für Ehre, wir kämpfen nur für Deutschlands Millionäre!“

Diese Darlegungen dürften also dazu angetan sein, die Entschuldigung der Revolutionsschieber hinfällig zu machen. Wenn auch im Laufe des Septembers bzw. Oktober 1918 mit dem Abfall unserer bisherigen Bundesgenossen resp. mit deren Zusammenbruch gerechnet werden mußte, so wäre wohl für Deutschland die Lage nicht gerade eine besonders günstige, aber mit Rücksicht darauf, daß wir in diesem Falle unsere Kräfte besser konzentrieren konnten, nicht viel schlimmer gewesen als vordem.

An den Rücktritt des österreichischen Außenministers, des Grafen Czernin, knüpften unsere deutschen Salondiplomaten die schönsten Hoffnungen. Die Folgezeit bewies dann aber, daß der zum Nachfolger Czernins ernannte Baron Burian dieselbe Politik wie sein Vorgänger fortsetzte. Wenn man als Deutscher es überhaupt noch fertig bringt, die Politik der österreichischen Regierungsmänner zu bewundern, dann kann man dies nur in der Hinsicht tun wie die österreichischen Diplomaten ohne Rücksicht auf ihre Bundesgenossen im Interesse ihres Staates Politik machten. Dem deutschen Volke wäre besser gedient gewesen, wenn auch unsere Diplomaten diese Energie und Rücksichtslosigkeit angewandt hätten!

Während im September 1918 die deutsche Armee mit unvergleichlicher Zähigkeit die Angriffe unserer Feinde abwehrte und dadurch den Feind belehrte, daß die Mittelmächte noch nicht erschöpft seien, begann es bereits bei unserem österreichischen Bundesgenossen zu kriseln. Baron Burian sandte am 14. September eine Friedensnote an Amerika, durch die alle kriegsführenden Mächte zu einer unverbindlichen Besprechung eingeladen wurden. Diese Note, die prompt am 17. September durch Amerika abgelehnt wurde, wurde von unseren Feinden natürlich als Schwäche aufgefaßt und war für die Staatsmänner der Entente ein willkommener Anlaß, ihre kriegsmüden Truppen zum Endkampf anzuspornen.

Wenige Tage später, am 26. September, folgte das kleine Bulgarien dem traurigen Beispiel Österreichs, indem der bulgarische Ministerpräsident Malinow die Entente um Frieden bat. Obgleich auch dieser Friedensschritt uns höchst unwillkommen war, war er doch verzeihlicher als von Österreich, um so eher, als Bulgarien durch die vorangegangenen Balkanwirren tatsächlich bis zur äußersten Grenze des Möglichen gegangen war. Daß diese Friedensschritte von der Entente kaltlächelnd abgelehnt werden würden, war vorauszusehen. Bereits am 28. September wurde denn auch das Friedensangebot Burians von der Entente abgelehnt. Um so unerklärlicher war es, daß der österreichische Ministerpräsident am 5. Oktober erklärte, Österreich werde alle Bedingungen Wilsons annehmen. Das bedeutete natürlich nicht nur den gemeinsten Verrat an Deutschland, sondern gleichzeitig den Anfang vom Ende, denn durch diesen Schritt ist der Entente erst der eigentliche Grad der Schwäche der Mittelmächte voll zum Bewußtsein gekommen und danach konnte sie ihre weiteren Handlungen einstellen.



VII. Die Krisis im Innern.


Während sich die im vorigen Kapitel geschilderten traurigen Vorgänge bei unseren Bundesgenossen abspielten, bereitete sich im Innern Deutschlands eine politische Krise vor, die als erste Phase der Revolution bezeichnet werden kann.

Der Grund zu dieser Krise lag z. T. in der Friedensfrage, z. T. in der U-Bootsfrage, zum größeren Teil jedoch in kleinlichen innerpolitischen Streitigkeiten, z. B. der preußischen Wahlrechtsfrage sowie in der Einführung einer sogenannten parlamentarischen Regierung, mit anderen Worten in der Schmälerung der Rechte unserer Krone.

Die deutschen Reichstagsabgeordneten, mitunter auch zu Unrecht Volksvertreter genannt, sahen zum großen Teile während der ganzen Dauer des Krieges ihre Aufgabe selber nicht darin, lediglich den Siegeswillen des Volkes zu stärken, sondern vielmehr in parteipolitischem Gezänk um bestimmter innenpolitischer Vorteile willen. Dies gilt vor allen Dingen von den Abgeordneten der äußersten Linken sowie des Fortschritts, deren Regisseur nicht allzu schwer als der jüdische Dämon des plastischen Verfalls zu erkennen war. Im Laufe der Kriegsjahre ist es unter den Soldaten sprichwörtlich geworden, daß der Reichstag während seiner Sitzungen die mit teurem Blute errungenen Erfolge durch seine kleinlichen Streitereien und vielfach auch durch seine unglaublichen Beschlüsse nicht nur in Frage stellte, sondern öfters gefährdet hatte.

Statt aus dem Zusammenbruch unserer bisherigen Bundesgenossen zu lernen und alle Kräfte zusammenzufassen für die kommende schwere Zeit, führte der Reichstag damals ein wahres Affentheater um die Durchsetzung der schon erwähnten innerpolitischen Ziele auf. Einen Hauptbrennpunkt bildete einerseits die eventuelle Einsetzung einer parlamentarischen Regierung, andererseits die Frage der Nützlichkeit des U-Bootkrieges und schließlich auch die Diskussion der Friedensfrage. Bei diesen Verhandlungen zeigte sich schon deutlich der mächtige Einfluß der sozialdemokratischen Revolutionsschieber. Unter diesen Umständen war es vorauszusehen, daß das Kabinett Hertling sich nicht mehr lange halten könne. Am 30. September trat der Reichskanzler Graf Hertling sowie der Staatssekretär des Auswärtigen v. Hintze zurück.

Die neue Kabinettsbildung hatte eine Unzahl Besprechungen der Parteiführer untereinander sowie derselben mit der Regierung und der O.H.L. zur Folge. Das sich neubildende Kabinett sollte nämlich gleichzeitig das durch die Lage nötig gewordene Friedensangebot an die Entente erledigen. Außerdem sollte dieses Kabinett die Ära der parlamentarischen Regierung einleiten. Mit gemischten Gefühlen sah das Volk dem kommenden Manne entgegen, denn die Vergangenheit hatte ja gelehrt, daß man in den seltensten Fällen etwas Besseres eintauscht. Die Kanzlerernennung erfolgte am 3. Oktober und bescherte dem deutschen Volke den Demokraten Prinz Max vom Baden!



VIII. Das Kabinett des Prinzen Max.


Die Aufnahme des neuen Reichskanzlers erfolgte zum weitaus größten Teile mit einer gewissen kühlen Reserve. Lediglich die Linke fand wärmere Gefühle gegenüber dem neuen Kanzler, der durch seine Rede über den Völkerbund sich bereits ihre Sympathien erworben hatte. Im übrigen aber war man sich auch auf der Linken über die ev. Tatkraft des neuen Mannes absolut im unklaren, weil er eigentlich politisch ein unbeschriebenes Blatt war.

Am Tage nach der Ernennung des Reichskanzlers wurden auch die parlamentarischen Staatssekretäre ernannt, In das Kabinett zogen u.a. ein Herr Scheidemann, mit der verdorrten Hand, der betriebsame Herr Erzberger und auf sonstigen wichtigen Posten sahen wir Herrn Ebert und andere. Der Jubel der linksgerichteten Bevölkerung war demgemäß natürlich ein ungeheurer. Jene Kreise glaubten bestimmt, daß diese „Volks“regierung Deutschlands glücklicheren Zeiten entgegenführen werde. Sah man dich auf dem Kanzlerstuhl, Ministersesseln und anderen wichtigen Plätzen nicht mehr jene ausgetrocknete Bourgeois, sondern „bewährte Parteiführer“ der Mehrheit. Leider hatten sich aber jene Kreise das Schillerwort nicht ins Gedächtnis gerufen: „Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist Unsinn! Verstand ist nur bei wen‘gen stets gewesen!“

Die Volksregierung wurde natürlicherweise ebenso wie ihre Vorgänger auf die Verfassung, auf Kaiser und Reich vereidigt. Ohne zu erröten, leistete auch Herr Scheidemann diesen Eid, um einer der ersten zu sein, der ihn brach. Ob Herr Scheidemann diesen Eid im Zeichen einer chronischen geistigen Umnachtung geleistet hat?, fast möchte man‘s glauben, denn im anderen Falle wäre er außer einem Eidbrüchigen der erbärmlichste Hochverräter! Und gerade Herr Scheidemann legt doch, seit Ausbruch der Revolution, dem Eid auf die Verfassung einen solch hohen Wert bei! Oder sollte der Hasardeur der Internationale in der Zwischenzeit seine Gesinnung so gewaltig revidiert haben? Eine Antwort des Kasseler Oberbürgermeisters hierauf wäre sehr erwünscht.

Am 5. Oktober teilte Prinz Max im Reichstage mit, daß die Regierung durch die Schweiz an Wilson ein Friedensangebot gerichtet habe. Bereits am 9. Oktober traf die erste Wilsonnote in Berlin ein, die als Vorbedingung für Waffenstillstandsverhandlungen die Zurückziehung der deutschen Truppen aus den feindlichen Ländern verlangte. In der Hoffnung, daß nach Erfüllung dieses feindlichen Wunsches, kommende Friedensverhandlungen nichts mehr im Wege stünde, stimmte das Kabinett des Prinzen Max dieser Forderung am 12. Oktober zu. Dieses Nachgeben wurde natürlich von seiten Amerikas richtig bewertet und diente gleichzeitig als Ansporn, die tönenden Phrasen vom „Frieden der Gerechtigkeit“ nach und nach fallen zu lassen. In einer zweiten Note vom 15. Oktober stellte Amerika unverblümt die Forderung auf Entfernung der Hohenzollern und auf Milderung des U-Bootkrieges. Die Entthronungsforderung wurde damit begründet, daß die Entente nur mit einem demokratischen Deutschland verhandeln würde.

Jede andere Regierung hätte diesem unverschämten Einmischen Amerikas in unsere innerpolitischen Angelegenheiten die gebührende Antwort erteilt, sowie die Konsequenzen daraus gezogen! Bei dieser Volksregierung aber hatte die amerikanische Frechheit Anklang gefunden. Über eine Note vom 20. Okt. der deutschen Regierung meldet eine amtliche Nachricht: „Deutschland antwortet entgegenkommend auf die letzte amerikanische Note und verspricht Milderung des U-Bootkrieges!“ Am 24. Oktober traf die letzte Wilsonnote in Deutschland ein, die ihre Auswirkung zunächst in eriner Verfassungsänderung im Reichstage fand. In einer neuen Note an Wilson wurde auf diese Demokratisierung des deutschen Verfassungswesens hingewiesen. Das Kabinett des Prinzen Max hatte sich aber schwer getäuscht, wenn es glaubte, diese deutsche Selbstentmannung würde zum Frieden führen. Trotz wiederholten Hinweis auf seine 14 Punkte hielt es Wilson in Zukunft nicht mehr für nötig, die Phrase des „Gerechtigkeitsfriedens“ weiterzuführen. Er ließ die Maske fallen und förderte mit allen Kräften die Versklavung und Aussaugung des deutschen Volkes.



IX. Das Kabinett Max verläßt das Staatsschiff.


Nachdem sich der erste Sturm der Revolution gelegt und die „Segnungen“ derselben das Volk bedeutend ernüchtert hatte, wurden die ersten Anklagen gegenüber den Herren „Volksbeauftragten“ laut. Ein großer Teil des Volkes war zu der Einsicht gekommen, daß das Wegwerfen der Waffen die eigentliche Ursache zu der schmachvollen Versklavung durch die Entente gewesen sei. Diese berechtigten Vorwürfe waren sogar für die „zartfühlenden Mimosenseelen“ [Mimosa pudica = die Schampflanze, eine Pflanzenart, die bei Berührung zusammenklappt.] der Herren „Volksbeauftragten“ unangehnehm. Diese fühlten sich deshalb bewogen, wie auch heute noch, darauf hinzuweisen, daß die O.H.L. unter allen Umständen auf sofortige Herbeiführung des Waffenstillstandes gedrungen habe, daß aber ein Waffenstillstand nur mit einem demokratischen Deutschland möglich gewesen wäre und daß deshalb die Beseitigung der Hohenzollern gerechtfertigt sei.

So viele Worte, so viele Unwahrheiten! Die folgenden Ausführungen werden ebenfalls an Hand von Tatsachen die wiederholten mißglückten Rechtfertigungsversuche als ein plumpes Schwindelmanöver entlarven. Was die Behauptung der „Novemberhelden“ betreffend der Forderung der O.H.L. wegen Herbeiführung eines sofortigen Waffenstillstandes, unter allen Umständen belangt, so haben schon glaubwürdigere Männer, z. B. Hindenburg und Ludendorff, dazu Stellung genommen und den Revolutionsschiebern dadurch die Maske vom Gesicht gerissen. In einer Betrachtung über „Deutschlands Niedergang“ macht Admiral Scheer in den „Süddeutschen Monatsheften“ weitere Mitteilungen über jene kritischen Oktobertage. Danach steht fest, daß das Kabinett des Prinzen Max den ungeheuerlichsten Volksbetrug durch seine Handlungsweise ausgeübt hat, der je in der Geschichte irgendeiner Regierung vorgekommen ist. Admiral Scheer weist nach, daß die O.H.L., nachdem sie von den verschiedenen Wilsonnoten Kenntnis hatte, noch am 19. Oktober, also vier Tage nach Eingang der Lansingnote, lieber auf den Waffenstillstand verzichten, als den U-Bootkrieg einstellen wollte. Damit fällt also die Lüge von dem, von der O.H.L. geforderten „Waffenstillstand unter allen Umständen“ in sich zusammen!

Admiral Scheer stellt aber in jenem Artikel weiterhin fest, daß die, von Herrn Dr. Solf befragten Diplomaten Metternich, Graf Rantzau und Rosen (unser jetziger Minister des Äußeren!) die Regierung zu der Ansicht bekannt hätten, den Faden der Verhandlungsmöglichkeiten mit Wilson nicht zerreißen zu lassen. Damit war die abschüssige Bahn betreten worden. Um es nochmals festzunageln, sei erneut hervorgehoben, daß also nicht die O.H.L., sondern jene „traurige Volksregierung“ den „Waffenstillstand unter allen Umständen“ und damit die völlige Unterwerfung unter die Knute der Entente gewollt hatte.

Noch trauriger als in der vorerwähnten Angelegenheit war die Haltung des Kabinetts Max in der Frage der Abdankung des Kaisers. Daß natürlicherweise die von Amerika verlangte Thronentsagung der Hohenzollern für die Genossen sämtlicher Richtungen ein willkommener Anlaß war, den vorbereiteten Umsturz zu vollziehen, ist erklärlich. Herr Scheidemann, der so gewandte Hasardeur der Internationale, benutzte die Gelegenheit, um dem später ausgeführten Hochverrat ein verfassungsmäßiges Mäntelchen umzuhängen. Vom Standpunkte des langjährigen Parteiagitators aber ist dieses Doppelspiel für alle Zeiten für den damaligen Staatssekretär und die „Exzellenz“ Scheidemann, auch dann, wenn er einen prinzlichen Partner gefunden hat.

Welche Vorgeschichte die erzwungene „Abdankung“ des Kaisers hatte, geht aus einem Schreiben des Staatssekretärs Scheidemann an den damaligen Reichskanzler Prinz Max von Baden vom 29. Oktober 1918 hervor, das als ein Dokument, an Hand dessen sowohl Herr Scheidemann als auch Prinz Max ihre Pflicht- und Ehrgefühl jederzeit zu stärken Gelegenheit haben, in dieser Schrift verewigt werden soll. - Unter Hinweis darauf, daß durch das Zensurverbot der Öffentlichkeit die Möglichkeit genommen sei, durch Erörterung eine Frage zu klären, die zu einer „brennenden Schicksalsfrage des deutschen Volkes“ geworden sei, kommt Herr Scheidemann zu folgenden Forderungen:

„… Aus diesem Grunde sehe ich mich gezwungen, nunmehr die Forderung, die in der Presse nicht gestellt werden darf, im Kabinett zu stellen, nämlich diese: die Herren Staatssekretäre möchten den Herrn Reichskanzler bitten, Seiner Majestät dem Kaiser zu empfehlen, freiwillig zurückzutreten. Zur Begründung wird u. a. Ausgeführt: Es kann nicht bezweifelt werden, daß die Friedensverhandlungen wesentlich günstigere Aussichten bieten, wenn die im Deutschen Reiche vollzogene Änderung des Systems durch einen Wechsel an der höchsten Stelle des Reiches nach innen und außen deutlich sichtbar gemacht wird. Die ganze politische Situation legt die Vermutung nahe, daß der vorgeschlagene Schritt nur hinausgezögert, aber doch nicht vermieden werken kann. (Herr Scheidemann als Revolutionsschieber mußte es ja wissen!) Deshalb ist es besser, wenn der Kaiser jetzt schon aus der Gesamtlage die Konsequenzen, die nach Auffassung auch zahlreicher deutscher Staatsmänner (?!) gezogen werden müssen, so schnell als möglich zieht.“

Ohne von diesen Vorgängen im Kabinett auch nur die geringste Ahnung zu haben, erließ Wilhelm II. Aus eigenem Antrieb am 4. November eine Order über die Demokratisierung der Verfassung mit dem denkwürdigen Ausspruch: „Das Kaiseramt ist Dienst am Volke.“ Fernerhin legte er, damit keine Schwierigkeiten bei den Waffenstillstandsverhandlungen eintreten sollten, freiwillig den Oberbefehl über Herr und Marine nieder und übertrug diesen der parlamentarischen Regierung!

Nachdem sich also Wilhelm II. Freiwillig der wichtigsten Ämter entäußert und der parlamentarischen Regierung die größte Machtvollkommenheit eingeräumt hatte, konnte die Person des Kaisers in keiner Weise mehr hemmend für die Waffenstillstandsverhandlungen sein. Diese Tatsache, die der großen Masse des Volkes bis heute noch von den Mehrheitsparteien verschwiegen wird, hätte zum mindesten das Kabinett des Prinzen Max beachten müssen. Vor allen Dingen hatte wenigstens Prinz Max als Reichskanzler sowohl von dem kaiserlichen Erlaß vom 4. November [Anmerkung von Karsten Kube „Dieser Erlaß war nicht mehr Rechtskräftig, da er eine Frist von 14 Tagen bedurfte, die jedoch mit dem Putsch vom 9. November nicht eingehalten wurde!“], als auch von der Niederlegung des Oberbefehls des Kaisers zu Wasser und zu Lande Kenntnis. Die Pflicht des Kanzlers wäre es also gewesen, unter Hinweis auf diese Tatsache, auf die übrigen Mitglieder des Kabinetts einzuwirken, von der sozialdemokratischen Abdankungsforderung Abstand zu nehmen. Falls die sozialdemokratischen Mitglieder der Reichsregierung trotzdem an ihrer Forderung festgehalten hätten, wären wenigstens die bürgerlichen Mitglieder für die Regelung der Angelegenheit in diesem Sinne zu haben gewesen. In diesem Falle wären Se. königl. Hoheit Prinz Max von Baden nicht nur seinem Eide treu geblieben, sondern hätte auch seinem eigenen prinzlichen Charakter Rechnung getragen. Ob dieser Versuch von Prinz Max jemals gemacht wurde, ist zu bezweifeln, denn in seinem mißglückten Rechtfertigungsversuch vom Jahre 1919 hat er nichts davon erwähnt!

Statt dessen hat dieser eigentümliche letzte Kanzler des kaiserl. Deutschlands, als am 4. November die revolutionäre Bewegung in Kiel einsetze, durch Berufung des sozialdemokratischen Fanatikers Gustav Noske zum Gouverneur von Kiel den sozialdemokratischen Treibern der Revolution bereitwilligst die Steigbügel gehalten. Daß Herr Noske den vom Kanzler an ihn gestellten Forderungen in überreichem Maße gerecht geworden ist, das bewies der „würdige“ Verlauf des 9. Novembers!

Am 4. November stellte die Sozialdemokratische Partei öffentlich die Forderung auf Abdankung des Kaiser und auf Verzicht des Kronprinzen auf seine Rechte. Hier hätte der Kanzler Gelegenheit gehabt, dieser unerhörten Forderung in schärfster Weise entgegenzutreten. Prinz Max zog es aber vor, sich zum Werkzeug der Novembermänner zu erniedrigen, er hat damit an seinem kaiserlichen Herrn gehandelt wie Judas Ischariot an Christus.

Die durch den Aufstand in Kiel erwachsene Lage erforderte natürlicherweise eine ganze Persönlichkeit, wenn die Regierung Herr der Lage bleiben wollte. Daß wir mit dem Prinzen Max diese Persönlichkeit leider nicht besaßen, ist schon in dem Abschnitt „Der Januarstreik“ erwähnt, andererseits durch die Novemberereignisse von 1918 einwandfrei nachgewiesen worden. Angesichts der Umstände beeilte sich Prinz Max, der sozialdemokratischen Abdankungsforderung Folge zu leisten. Am 9. November gab der schwächste sämtlicher deutscher Kanzler amtlich den Thronverzicht des Kaisers und des Kronprinzen bekannt, obgleich derselbe überhaupt nicht ausgesprochen war, die Abdankungsurkunde wurde erst am 28. November vollzogen [Anmerkung von Karsten Kube „Diese Urkunde war nicht Rechtskräftig!“]. Mit dieser Handlung krönte Prinz Max sein trauriges Werk! Ob er sich bewußt war, welche Folgen diese Handlung nach sich ziehen würde? Ist sein Nervensystem während dieser kurzen Kanzlerschaft derartig zusammengebrochen, daß er nicht im geringsten daran dachte, daß seine Handlungsweise dem niederträchtigsten Volksbetrug gleichzustellen ist? Sei dem wie es wolle, eine Entschuldigung hierfür gibt es nicht; sein späterer Rechtfertigungsversuch hat denn auch keinerlei Anklang gefunden. Auf jeden Fall bedingte dieses Handeln den letzten Verzweiflungsschritt des Prinzen Max vom gleichen Tage, indem er, Herrn Ebert das Kanzleramt übertragend, feige das Staatsschiff verließ. Damit hatte er der Revolution den Weg geebnet und seine traurige Rolle zu Ende gespielt. Die Geschichtschreiber späterer Zeiten werden dieses klägliche Ende der deutschen Dynastie noch näher beleuchten. Einstweilen genügt die Feststellung, daß es auf das gesamte deutsche Volk wie ein blutiger Hohn gewirkt hat, daß ausgerechnet der selbst aus einem Herrscherhause stammende deutsche Kanzler der Revolution Tür und Tor geöffnet hat!





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